Den offenen Brief von Herrn Dr. Westphal begrüßen wir sehr, denn es kommt endlich eine offene Diskussion über die Ortsmitte aber auch über die Politik der Gemeinderatsmehrheit zustande. Dieser Brief zeigt aber auch, dass Herr Westphal und mit ihm viele Bürgerinnen und Bürger über die Hintergründe des Bürgerbegehrens nicht Bescheid wissen

Wir werden deshalb vor dem Bürgerentscheid die Bürgerinnen und Bürger ausführlich und umfassend über die Vorgeschichte des Bürgerentscheids und über unsere Meinungen und Vorschläge schriftlich und mündlich (Versammlungen) informieren. Eine umfassende Antwort würde den Rahmen eines Leserbriefs sprengen, deshalb wollen wir hier nur auf die wichtigsten Punkte eingehen.

Gerade weil auch wir wollen, das die Gemeinde "wächst und gedeiht" und wir uns dafür nicht nur im Gemeinderat einsetzen sondern in den letzten fünf Jahren viele Aktivitäten, wie z.B. die Mitarbeit in der Interessensgemeinschaft Gemeinschaftsschule für den Erhalt unserer Schule in Ast, der Besuch in anderen Gemeinden, wie in Langenbach und vieles mehr, unternommen haben, ist jetzt der Bürgerentscheid unumgänglich. Unumgänglich deshalb weil die Bürgermeister jetzt, entgegen unseren Absprachen, einen millionenschweren Architektenvertrag über den Bau eines neuen Rathauses für 5000 Einwohner, eines Dorfplatzes, einer Tiefgarage und für den Rest (Ärztehaus mit Apotheke, Geschäfte, Mehrgenerationenwohnen, Wirtshaus) nur über den Bebauungsplan unterschreiben will. Außer für das Ärztehaus gibt es für alle anderen Projekte bis heute keine Investoren.

Es geht uns und sicher der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, nicht vorrangig um ein Wirtshaus. Aber auch wir halten eine Gastronomie und einen echten Bürgersaal für eine Ortschaft wie Tiefenbach für sehr wichtig. Viel viel wichtiger wäre aber eine Kindergrippe/Kindergarten, ein betreutes Wohnen, nicht barrierefrei Wohnungen, aber auch der Neubau der Schulturnhalle in Ast. All dies hält die Gemeinderatsmehrheit nicht für notwendig bzw. verschiebt es auf später.

Es ist klar, dass sich die Bürgerinitiative "Für ein Wirtshaus" oder "Wirtshausfreunde", wie sie sich auch nennen, vorrangig um das Wirtshaus bzw. die Gastronomie kümmern. Durch die vielen Initiativen und die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerinitiative, für die wir sehr dankbar sind, denn sie haben das Bürgerbegehren erst ermöglicht, ist leider der Eindruck entstanden, uns ginge es nur um das Wirtshaus. Es ist jetzt unsere Aufgabe die Bürgerinnen und Bürger über unsere Intentionen und Absichten zu informieren.

Eines muss aber noch richtig gestellt werden: Es geht nicht darum, dass die Gemeinde ein Wirtshaus baut. Die Bürgerinitiative hätte zwar immer schon den Bau des Wirtshauses durch die Gemeinde am liebsten gehabt. Aber sie hat auch sehr intensiv, vor allem durch die alleinige (Gemeinde hat sie nur bezahlt) Erstellung einer mehrseitigen Broschüre für Investoren und durch die Verteilung dieser bzw. durch das Ansprechen potentieller Investoren bewiesen, dass sie zu der Vereinbarung steht, dass Wirtshaus soll von einem Investor gebaut werden.

Es war aber auch vereinbart, vereinfacht gesagt, es wird alles oder nichts gebaut. Und jetzt sollen mit dem Rathaus Fakten geschaffen werden und alles Andere steht in den Sternen. Deshalb ist der Bürgerentscheid notwendig.

Hobmeier Martin (Gemeinderat, Stellvertr. Vorsitzender SPD OV)