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SPD Tiefenbach/Ast

Welche Idee von Familie haben wir?

Kreisvorstand

Kirchweihsonntag der Landkreis-SPD zur Situation von Familien in Bayern

„Wie sieht eigentlich eine Familie heute aus, welche Herausforderungen gilt es zu meistern und wo kann die Politik steuernd eingreifen?“ Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich die SPD im Landkreis Landshut am politischen Kirchweihsonntag in der ESKARA in Essenbach.

Für die musikalische Umrahmung sorgte Jonathan Lesny am Saxophon und zauberte so mit gefühlvollen Solostücken eine entspannte Atmosphäre in den lichtdurchfluteten Wintergarten. Und die frisch gebackenen Kirchweih-Kiacheln von Angelika Wimmer mundeten den Besuchern hervorragend. In drei Talkrunden bekamen die rund 70 Besucher einen ersten Eindruck über verschiedene Lebenswelten und Angebote für Familien in der Region.

 

Nachgehakt bei Alleinerziehenden

„Die klassische Alleinerziehende gibt es nicht“, stellte Johanna Behrens vom Diakonischen Werk Landshut in ihrer Gesprächsrunde mit Kreisrätin Filiz Cetin fest. Neben Frauen, die mit der alleinigen Verantwortung für Kinder, Erziehung und Beruf sehr gut zurecht kämen, gäbe es eben auch die Fälle, in denen Armut zum Alltag für die Frauen und Kinder gehöre. Mittlerweile werde in Deutschland jede dritte Ehe geschieden und dann stünden finanzielle Probleme, die Sorge um den eigenen Job und die oft mangelnde Betreuungssituation im Vordergrund. Behrens schilderte auch die Erfahrung, dass zunehmend auch die ältere Generation ihren Enkelkindern finanziell nicht mehr unter die Arme greifen könne, da die eigene Rente zu schmal sei. „Für die Frauen, die wertvolle Familienarbeit leisten, ist es eine bittere Erfahrung, später feststellen zu müssen, dass `Armut weiblich` sei“, so Filiz Cetin.

„Nachgehakt bei Familienhelfern“

„Seit der Gründung des Vereins „Menschenskinder e. V.“ in Ergolding vor rund 16 Jahren habe sich vor allem das „soziale Netzwerk“ der Familien verändert“, machte die 2. Vorsitzende des Vereins, Andrea Irlbauer im Gespräch mit dem stv. Kreisvorsitzenden Sebastian Hutzenthaler deutlich. Die Region Landshut sei vom Zuzug geprägt und Familien, die sich hier neu niederlassen, fehle das bisherige familiäre und soziale Netzwerk, das man aber dringend brauche. So sei beispielsweise die Betreuungssituation oft schwierig und deshalb habe der Verein die „Familienpaten“ entwickelt. „Menschenskinder“ bietet aber auch zahlreiche Kurse – von PEKIP, Frühstückstreffen bis hin zu Vorträgen zu altersspezifischen Herausforderungen an. „Stellen Sie sich vor, Sie sind Familienministerin und hätten einen Wunsch bei der Kanzlerin frei – welcher wäre das?“ – wollte Sebastian Hutzenthaler wissen. Irlbauer brauchte nicht lange zu überlegen und wünschte sich zum einen eine bessere Personalausstattung in Kinderkrippe und KiTa, denn eine gute Betreuung sei die beste Prävention für glückliche Kinder und zufriedene Familien.

„Nachgehakt im ländlichen Raum“

„Was brauchen Familien im ländlichen Raum?“ – die dritte Talkrunde zwischen der niederbayerischen Bezirksbäuerin Maria Biermeier und Ruth Müller, MdL richtete den Focus auf die dörflichen Strukturen. „Familie bedeutet Geborgenheit und Zusammenhalt“, machte Biermeier deutlich. Doch die Großfamilien mit mehreren Generationen, in denen einer für den anderen sorge, werden weniger. Für Familienarbeit – egal ob bei der Kindererziehung oder bei der Pflege von Angehörigen müssen neue Netzwerke geschaffen werden und auch die Berufsausbildung in diesem Bereich gestärkt werden. Die Landfrauen werben stets dafür, mehr Lebenskompetenz an den Schulen zu vermitteln. Mehrgenerationenprojekte können neue Begegnungs- und Arbeitsmöglichkeiten schaffen und Vereinsamung entgegenwirken. Müller, die auch stellvertretendes Mitglied in der Enquete-Kommission „gleichwertige Lebensverhältnisse“ im Bayerischen Landtag ist, machte auch deutlich, dass in den Dörfern die Nahversorgung und die Schulen erhalten bleiben müssen, wenn Familien dort Heimat finden sollen.

Natascha Kohnen: Familien wollen mehr Zeit miteinander

Der Generalsekretärin der BayernSPD, Natascha Kohnen gelang es anschließend souverän, ihre eigenen Familienerlebnisse mit einer gesellschaftlichen „Idee von Familie“ zusammenzuführen. Vor 20 Jahren habe sie in Paris gelebt und wollte ihren Sohn nur wenige Tage in einer Kinderkrippe betreuen lassen und sei prompt als „mère poule“ (Glucke) abgestempelt worden. Zurück in Bayern wollte sie drei Jahre später ihre Tochter für einen Krippenplatz anmelden und war eine „Rabenmutter“. Um die richtigen politischen Weichen zu stellen, müsse die Gesellschaft allerdings eine Vision habe, was sie unter „Familie“ verstehe. Die Friedrich-Ebert-Stiftung habe in einer großen Umfrage ermittelt, was junge Menschen von Beruf und Familie erwarten. Dabei sei überraschenderweise zutage getreten, dass sich Männer und Frauen vor allem mehr Zeit für Familie wünschen und trotzdem beruflich erfolgreich sein wollen. Der Wunsch nach einer partnerschaftlichen Aufteilung der Familienarbeitszeit sei sehr ausgeprägt, allerdings sei auch Skepsis vorhanden, ob das gesellschaftlich toleriert werde. Letztendlich müsse auch das Ehegattensplitting überdacht werden, dass derzeit das Alleinverdienermodell bevorzuge und Frauen im Alter niedrige Renten beschere. Als wichtigste Aufgabe für die Sozialdemokratie sah es Kohnen an, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen: „Wir brauchen keinen Bauchladen, der jedes Problem detailgenau löst“, so Kohnen. „Wenn wir Antworten finden, wie Familien partnerschaftlich zusammen leben können, bezahlbaren Wohnraum finden und eine gute Betreuungssituation von der Krippe bis zur Schule Eltern die Wahlfreiheit lässt, werden sich junge Männer und Frauen auch wieder für Kinder entscheiden“, machte Kohnen deutlich. Sie sehe neben den Risiken der Digitalisierung auch Chancen durch Veränderungen in der Arbeitswelt. Präsenzpflicht könne abnehmen, Verkehrswege entfallen und dadurch die Arbeitszeit flexibler werden. Der Trend zur Digitalisierung werde sich nicht aufhalten lassen, die Aufgabe der Politik sei es, die Möglichkeiten positiv für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gestalten.

Mit „flüssigem Obst“ aus dem Lehrbetrieb in Deutenkofen bedankte sich die Niederaichbacher Gemeinderätin Kerstin Schanzer bei den Referentinnen für die interessanten Diskussionsbeiträge und die Vorstellung der unterschiedlichen Herausforderungen. Sie sei selbst als junge Mutter immer wieder gefordert, Kinder, Beruf und politisches Ehrenamt zu organisieren und deshalb immer wieder dankbar, auf ein funktionierendes Netzwerk in der eigenen Familie zurückgreifen zu können.

 

 

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